Von Tätern und Opfern des "Spieltriebs"

Wenn das Leben nur ein Spiel ist – warum nicht das Spiel auf die Spitze treiben und die Anderen zu bloßen Spielfiguren degradieren?
So oder ähnlich mag Alev (Yavuz Musullu) denken, als er Mitschülerin Ada (Sive Wieneke) zur Komplizin einer Intrige macht, welcher der Lehrer Simon Smutek (Leander Kolz) nicht unschuldig zum Opfer fällt. Er lässt sich auf die eingefädelte Affäre mit der Schutzbefohlenen ein und ist auch dann noch Mitwirkender, als klar ist, dass ihm Ada und ihr Kompagnon übel mitspielen.
Natürlich darf so etwas nie passieren (weder am fiktiven Ernst-Bloch-Gymnasium noch an einer echten Schule), so dass wir als Zuschauer die Entwicklungen um die zwei frühreifen Teenager und den berufsjugendlichen Lehrer konsequenterweise im Rahmen einer Gerichtsverhandlung verfolgen. Rückblickend werden wir Zeugen, wie sich diese Dreiecksbeziehung anbahnt, entwickelt und schließlich zu einem Ende kommt.
Dabei ist es vor allem Yavuz Musullus intensive Präsenz, welche die Figur Alev zum teuflischen Motor der Intrige macht. Sive Wieneke hält mit ihrer gelungenen Verkörperung der nachdenklich-neugierigen Ada dagegen. Insgesamt gelingt es dem Ensemble der Theater AG auf beeindruckende Weise, den anspruchsvollen Stoff auf die Bühne bzw. ins PZ zu bringen.
Dies ist auch auf die Erfahrung von Adi Grossmann in der Inszenierung und die hervorragende Arbeit von Regisseurin Leonie Teubler zurückzuführen. Die Frage nach der Umsetzung der pikanten, weil intimen Szenen wurde genial gelöst – nämlich durch Schaufensterpuppen als „Spielfiguren“.
Für Alev gibt es keine Spielfigur, doch am Ende muss auch er erkennen, dass er längst nicht mehr die Fäden in der Hand hält. Er wird zum Objekt des eigenen Spieltriebs. So ist das Leben.