Demokratie steht still – oder tritt sie nur kurz nicht?
Exkursion zur PhilCologne 2025.

Am Dienstag, 24.6.2025 war es endlich so weit. Der Sozialwissenschaftskurs von Frau Burgard und der Geschichtskurs von Frau Bohlmann machten sich voller Spannung auf dem Weg zu PhilCologne, dem internationalen Philosophiefest, das durch einen lebendigen Austausch zum Nachdenken anregen soll. Als Philosoph und Journalist an diesem Tag vor Ort: Jürgen Wiebecke, mit seinem Buch „Erste Hilfe für Demokratie-Retter“. Ebenfalls dabei, vier mutige Schülerinnen vom Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Bergisch Gladbach, die sich auf sein Buch vorbereitet haben und ihn gemeinsam interviewen.
Direkt zu Beginn stellen die vier Mädchen Hana, Johanna, Carla und Lina dem Publikum, bestehend aus Schulklassen im Alter von 15 bis 18 eine Frage, die jeder von ihnen beantworten soll: „Halten sie sich selber für einen politischen Menschen?“. 68 Prozent des Publikums antwortet mit „Ja“ und 32 Prozent antwortet mit „Nein“. Johanna, eines der vier Mädchen erklärt richtig, dass gar nicht so richtig klar ist, was denn überhaupt einen politischen Menschen ausmacht.
Wiebecke erklärt, dass nahezu jeder Mensch politisch ist und es dazu keine großen politischen Aktionen braucht. Denn, jeder Mensch, der bei Projekten hilft, wählen geht, oder auch nur kritisch Themen angeht ist schon ein politischer Mensch.
Auch die Stimme der jungen Menschen im Publikum bleiben nicht ungehört. Wiebecke vergleicht nämlich in seinem Buch die Demokratie mit einem Fahrrad. Hana, eine der Interviewerinnen findet, dass es sich im Moment so anfühlt, als würde das Fahrrad stehen bleiben.
Einem Schüler im Publikum wird die Chance gegeben etwas zu den Gründen dafür zu sagen. Er findet es wird zu viel gestritten und der Streit bringt niemanden weiter.
Wiebecke positioniert sich zu dieser Aussage klar. Doch nicht wie vielleicht erwartetet für diese Meinung, nein. Jürgen Wiebecke betont deutlich, dass zwar Beleidigungen, Parolen und Hass dort nichts zu suchen haben, Streitereien aber durchaus sinnvoll und wichtig für die Politik und Demokratie sind. Für ihn ist es ein extremes Privileg, Diskussionen zu beobachten und zu führen. Wiebecke sieht es als eine große Chance neue Denkanreize zu erlangen und findet es ist die nahezu einzige Möglichkeit für ihn zu entscheiden, welche Seite und welche Argumente er überzeugender findet. Er regt jeden dazu an Diskussionen zu führen und Themen kritisch zu überdenken. Als Beispiel kommt er immer wieder auf einen zentralen Berührungspunkt für uns Jugendliche zurück, die Planung des Abiballs. Er meint es ist ein gutes Beispiel dafür, Verantwortung zu übernehmen, sich eine Meinung zu bilden, ja sogar in einer gewissen Weise politisch zu sein. Er prophezeit sogar etwas, mit dem sich vielleicht einige die schon einen Abiball hatten gut identifizieren können. Am Ende werden sich von 100 Leuten, die anfangs bei der Planung helfen wollten, nur noch 5 richtig kümmern und den Abiball organisieren.
Nachdem einige Fragen zu seiner Zielgruppe, seinen Beweggründen und einzelnen Textstellen gestellt wurden, wird das Publikum noch einmal einbezogen. Denn der eigentliche Experte Jürgen Wiebecke ist bei einem Thema selbst überfragt, der Einfluss von sozialen Medien auf die Politik.
Ein paar Schüler*innen bekommen die Chance mitzuteilen, wie sie selbst dein Einfluss der sozialen Medien erleben. Viele berichten von Hass, Hetze und Fake News, wenn es zu politischen Themen kommt und, wie wir während der Veranstaltung gelernt haben, ist nichts unpolitisch.
Einige Schüler*innen sind eingeschüchtert, haben Angst, dass die sozialen Medien doch zu viel Macht haben. Wiebecke versucht den Schüler*innen daraufhin mit einem Gegenargument, welches wohl jeden Lehrer zum Lachen gebracht hat, die Angst zu nehmen.
Er geht auf die jährlich wiederkehrende Petition ein, dass das Matheabitur zu schwer war und deshalb geändert werden soll. Er erklärt, dass noch keine einzige durch soziale Medien bewegte Petition dieser Art, etwas geändert hat.
Wiebecke gibt uns also als Tipp mit auf den Weg, dass wir die Macht der sozialen Medien nicht überschätzen sollen.
Es war lobenswert zu beobachten, wie er es schaffte Jugendlichen bei einem Thema die Angst zu nehmen, bei dem er selber kein Experte ist.
Nach knapp einer Stunde voller neuer Aspekte, anregender Diskussionen und viel Gelerntem endet unsere Reise bei PhilCologne.
Auch wenn die Veranstaltung von Jürgen Wiebecke und den mutigen vier Mädchen in naher Zeit nicht wieder stattfinden wird, ist ein Ausflug für Schulklassen zu PhilCologne in jedem Fall empfehlenswert.
Die beiden EF-Kurse bedanken sich bei Frau Bohlmann und bei Frau Burgard für eine Exkursion bei der sie nicht nur etwas gelernt haben, sondern auch eine spaßige Zeit hatten!