Wir werden tanzen!
„We will dance again“ – diese Worte ließ sich Mia Shem tätowieren, nachdem sie während des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 vom israelischen Nova-Festival in den Gazastreifen verschleppt und später befreit worden war. Der Satz steht als Symbol für die Widerstandskraft der Opfer und ihre Weigerung, sich dem Terror zu beugen.
„Wir werden wieder tanzen!“ lautet auch der Titel einer szenischen Collage, die das Ensemble um Sophie Brüss am 14. November 2024 im Pädagogischen Zentrum des SGH aufführte. Im Mittelpunkt des Stücks, das vom Ensemble aus Prosa, Lyrik und Musik kuratiert wurde, steht ebenfalls der 7. Oktober 2023 – mit einem besonderen Fokus auf die Folgen für jüdische Menschen in Deutschland und anderen westlichen Gesellschaften.
Die Szenen, die teils auf authentischen, teils auf literarischen und satirischen Texten basieren, verdeutlichen, wie Jüdinnen und Juden weltweit unmittelbar nach den Schrecken des 7. Oktober Ziel antijüdischer Ressentiments wurden. Das Stück wirft ein Schlaglicht darauf, wie die Umdeutung von Opfern zu Tätern jahrhundertealte antisemitische Reflexe widerspiegelt. Jüdisches Leben in Deutschland und darüber hinaus sieht sich weiterhin erheblichen Herausforderungen ausgesetzt. Dass Antisemitismus in unterschiedlichsten Formen auftritt – auch in vermeintlich progressiven, linken Milieus – ist eine beklemmende Erkenntnis. Doch „Wir werden wieder tanzen!“ setzt dieser Resignation eine klare Botschaft des Widerstands und der Hoffnung entgegen.
Es ist Jule Bohlmann zu verdanken, dass die Inszenierung des Theater- und Musikvereins NRW, unterstützt durch die Stadt Hennef und die Konrad-Adenauer-Stiftung, am SGH gastierte. Frau Bohlmann moderierte zudem das anschließende Gespräch des Ensembles mit dem Publikum. Dabei wurde deutlich, wie tief das Stück die Zuschauerinnen und Zuschauer berührt und zum Nachdenken angeregt hat.