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Weltmeisterschaft? Das muss kein Traum bleiben!

13.Juni. Die Spannung steigt, als ich über die Gangway zum Flugzeug gehe. In zehn Minuten hebt der Flieger nach Berlin ab, um mich zur Weltmeisterschaft nach Berlin zu bringen. Moment-Weltmeisterschaft??? Da spielen doch nur Lukas Podolski, Mesut Özil und Manuel Neuer, aber nicht ein 14-jähriger Schüler des Städtischen Gymnasium Hennef. Ja, das ist schon richtig, doch nicht, wenn es um Speed Badminton geht. Bei dieser jungen Sportart kann nämlich jeder, der das Anmeldeformular auf der Seite des Weltverbandes ISBO ausfüllt, an diesem Event teilnehmen. Speed Badminton ist eine schnellere Abwandlung von Badminton, die ohne Netz gespielt wird und wo die Bälle bei den Spitzenspielern Geschwindigkeiten von bis 280 Stundenkilometern erreichen können. Obwohl die Sportart erst 10 Jahre existiert, findet nun schon die zweite Weltmeisterschaft statt. Mit mir im Teilnehmerfeld! 

Am nächsten Tag finde ich mich auf dem Gelände des Steffi-Graf-Stadions in Berlin ein, um meinen Sign-In durchzuführen, das heißt meine Anwesenheit zu bestätigen, und meinen Spielerpass abzuholen. Anschließend begrüße ich meine Mannschaftskollegen aus Happerschoß, die ebenfalls beim Turnier starten werden. Um 12:30 spüre ich, dass es ernst wird, als der Moderator alle ins Stadion bittet, um der Eröffnungszeremonie beizuwohnen. Wie bei den olympischen Spielen laufen die besten Sportler aus allen Teilnehmerländern mit der Landesfahne ins Stadion ein. Neben Deutschen, Österreichern oder Schweizern sind auch Sportler aus Neuseeland, Australien und Mauritius anwesend. Als die Zeremonie endet, begeben sich die Spieler auf den Court, auf dem sie ihr erstes Spiel bestreiten werde.

Da das Turnier von den Einzeln in den verschiedenen Kategorien- diese sind nach Alter und Geschlecht getrennt- eröffnet wird, nimmt in jedem der 12,8 Meter auseinander liegenden Felder ein Spieler Aufstellung. Ich bin erst beim zweiten Spiel im Einsatz, kann daher zwei meiner vier Gruppenkonkurrenten in Augenschein nehmen. Da es eine Weltmeisterschaft ist, kommen die Gegner nicht nur aus Deutschland, sondern in meinem Fall auch aus Schweden, der Slowakei und Ungarn. Es ist schwierig, dem Spiel der beiden Spieler zu folgen, die versuchen, sich die Bälle gegenseitig ins Feld zu schmettern, bzw. die flach über den Boden jagenden Schläge wieder ins gegnerische Feld zu kontern. Doch man muss dennoch aufpassen, denn der Verlierer der Vorpartie muss im folgenden Spiel den Part des Schiedsrichters übernehmen, welcher die volle Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Es ist nicht immer einfach, zu erkennen, ob der Ball noch die gelbe Umrundung des Feldes touchiert hat oder ob er vorher schon auf dem Boden aufgeschlagen ist, gerade wenn durch die umliegenden Partien- es wird auf 32 Feldern gleichzeitig gespielt- der rote Staub des Tennisplatzes aufgewirbelt wird. Ein zusätzliches Problem ist, dass die Spieler sich auch nicht immer einig sind und man als Referee die Entscheidungspflicht hat. Teilweise entsteht dann auch ein Verständigungsproblem, wenn man versucht, in der Weltsprache Englisch- die doch nicht jeder wirklich gut beherrscht- zu kommunizieren und eine Lösung zu finden, die beide Spieler zufrieden stellt.

Mein Abenteuer WM-Teilnahme ist aber schon am ersten Tag schon wieder beendet, denn die Gegner erweisen sich als zu stark. Sie sind ja auch drei oder vier Jahre älter, schließlich heißt die Klasse Jungen U18, es dürfen also auch noch 18-jährige teilnehmen. Immerhin habe ich gegen den Gruppenersten und Zweiten 10 bzw.11 Punkte erzielt- jedenfalls in einem Satz. 16 Punkte sind nötig, damit ein Satz gewonnen werden kann, zwei Sätze um das Spiel zu gewinnen. Doch trotz des frühen Ausscheidens bin ich nicht enttäuscht, denn ich habe viele wichtige Erfahrungen gemacht und mein Ausflug in die Hauptstadt ist außerdem auch noch nicht abgeschlossen.

Am nächsten Tag kann ich meinen Mannschaftskollegen David Zimmermanns unterstützen, der immerhin als amtierender deutscher Meister angereist ist. Er konnte am Vortag seine Gruppe als Erster abschließen und darf daher heute im Achtelfinale weiterspielen. Dank der lautstarken Unterstützung seiner Kameraden- den gestern ebenfalls ausgeschiedenen anderen  Happerschoßern und meiner Wenigkeit- gelingt es ihm, in die nächste Runde einzuziehen, wo er auf einen deutschen Landsmann trifft, den letzten neben ihm noch verbliebenen. Auch hier sind wir wieder als persönlicher Fanclub dabei und tatsächlich erringt David einen weiteren Erfolg und steht nun als bester Deutscher unter den besten vier U18-Speedbadmintonspielern der Welt. Doch im Halbfinale läuft nichts zusammen, der Gegner ist zu stark und schmeißt ihn aus dem Turnier. Trotzdem darf er stolz auf sich sein, und zusätzlich wird sein Halbfinalgegner wenig später Weltmeister.

Samstags dann sind die Happerschoßer endgültig nur noch als Zuschauer anwesend und verfolgen auf der Tribüne des Steffi-Graf-Stadions, wo schon die Elite des Tennissports um Siege gekämpft hat, die zum Teil atemberaubenden Endspiele um die Titel in den verschiedenen Altersklassen und Doppeln, die als neuer Bestandteil des Events in diesem Jahr eingeführt wurden. Nach diesen sehr eindrucksvollen Eindrücken geht es dann am Sonntag leider wieder zurück in die Heimat, aber wir haben uns jetzt schon fest vorgenommen, auch an der nächsten Weltmeisterschaft wieder teilzunehmen, die höchstwahrscheinlich in der Stadt der Liebe, in Paris, stattfinden wird. Und wer weiß, vielleicht wird im Schatten des Eiffelturms ja auch der erste Weltmeister in der Geschichte des beschaulichen Ortes Happerschoß gekürt…

 Valentin Klar, Projektkurs Schülerredakteure