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Zwischen Liebe und Gesetz - Ein Drama für Alt und Jung

Um unsere Begeisterung für Literatur und Kultur noch zu steigern, nahmen wir das Angebot wahr, Kleists Drama „Prinz Friedrich von Homburg“ aus dem Jahre 1810, mit dem wir uns im Rahmen des Deutsch LK 13 von Herrn Radau intensiv befassten, live dargeboten zu bekommen.

Im Deutschunterricht ist uns der junge Prinz als romantischer Träumer begegnet, der im Konflikt zwischen Gesetz und persönlicher Wahrnehmung steht. Er missachtet auf Grund von Träumereien die Kriegsanweisung des Kurfürsten, nur auf Geheiß in den Kampf einzuschreiten. Obwohl er durch sein verfrühtes, eigenmächtiges Verhalten den Sieg über die Schweden erringen kann, soll er nach dem Kriegsgesetz zum Tode verurteilt werden.

Die Kostüme der Darsteller und das Bühnenbild erschienen uns zu karg und wenig klassisch. Wichtige Schauplätze des Dramas sind der kurfürstliche Hof und das Schlachtfeld von Fehrbellin, welche um freie Interpretationen für den Zuschauer zu lassen und Zeitlosigkeit zu schaffen, uneindeutig bis gar nicht dargestellt wurden. Positiv fiel uns jedoch die musikalische Gestaltung des Kriegsgeschehens auf, das durch Trommeln und Paukenschläge untermalt wurde.

Des Weiteren war zwar der Text der Darsteller sehr originalgetreu, jedoch wurde die Fassung in ihrer Gesamtheit komprimiert. Sowohl wurden einige Szenen  ausgelassen, als auch fehlten uns aus der schriftlichen Fassung in Erinnerung gebliebene Charaktere auf der Bühne. Die Schwerpunktsetzung der Inszenierung wurde völlig anders gesetzt, als wir sie aus den Unterrichtsinhalten heraus erwartet hätten. Während wir eher den defizitären Charakter des Prinzen, den wir als Träumer und Romantiker auffassten, ins Zentrum unserer Untersuchungen rückten, glich die Darstellung des Prinzen in der Inszenierung eher einem klaren Charakter mit arroganter Haltung. Der Schwerpunkt der Inszenierung lag eher auf der Frage, inwieweit das Kriegsgesetz gerechtfertigt ist und befolgt werden muss. Diese bleibt jedoch zu unserer Enttäuschung unbeantwortet. Wir hätten uns eine eindeutigere Positionierung der Regieführung gewünscht. Diese fehlte laut Regie um Platz für Mehrdeutigkeit und eigene Interpretationsansätze zu lassen. 

Abschließend lässt sich festhalten, dass Kleists Drama sowohl junge Schülergruppen als auch langjährige Kleistfans in die Kammerspiele lockt. Zwar waren wir als „kleine Kleistexperten“ natürlich nicht mit allen Details der Inszenierung einverstanden, jedoch war der Theaterbesuch gewiss eine gute Vertiefung, die uns das Stück auch auf Hinblick des Zentralabiturs eingängiger machte.

Nora Ehrlich und Franziska Jünger (Jg. 13)

(Fotos © Thilo Beu, Bonn)