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Energie durch Braunkohle - Ist das noch zeitgemäß?

Projektkurs informiert sich bei Experten und Gegnern

Exkursion ins rheinische Braunkohlerevier mit dem Projektkurs „Fairänder die Welt“

In unserem Projektkurs hatten wir die Energieversorgung und den Nutzen von Ökostrom als Thema. Um uns von Experten Rat zu holen, machten wir uns am 17.05.2017 mit dem Bus nach Düsseldorf auf, um mit dem Abteilungsleiter für Wirtschaft, Kerntechnik und Bergbau im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk NRW über dieses Thema zu sprechen.

Nach einer lustigen Busfahrt fiel uns zuerst das hohe Gebäude des Ministeriums auf. Das Gespräch fand im 21. Stockwerk statt. Der Ausblick über Düsseldorf war weit, hoch und faszinierend.

Bzgl. des Kohleabbaus im rheinischen Braunkohlerevier und der ökologischen Folgen sagte der Abteilungsleiter des Ministeriums, die Kraftwerke seien ein Stromlieferant, der gleichmäßig Strom liefere. Die Erneuerbaren Energien lieferten den Strom nicht so gleichmäßig, dafür aber ohne CO2-Ausstoß. Man müsse außerdem die Netze ausbauen, um den erneuerbaren Strom in Deutschland hin und her transportieren zu können. Des Weiteren sei es so, dass die Nachbarländer noch sehr am Atomstrom hängen. Dieser sei zwar umweltfreundlicher als Kohlestrom, aber auch gefährlicher. Deutschland habe zurzeit großes Interesse daran, dass die alten und unsicheren Atomkraftwerke in Belgien abgeschaltet werden, damit durch diese keine weiteren Unglücke entstehen. Weiter wurde argumentiert, dass Kohlekraftwerke nicht so einfach abgeschaltet werden könnten, weil Ökostrom nicht gleichmäßig und zuverlässig laufe, da nicht immer die Sonne scheine oder Wind wehe. Insgesamt sei es schwierig, ganz auf die Erneuerbaren umzusteigen, da dies europaweit geschehen müsse und Deutschland nicht alleine diesen Schritt gehen könne. Allerdings kam im Gespräch auch heraus, dass die Kohlekraftwerke ca. eine Woche zum Ab- bzw. Anschalten brauchen und daher sehr unflexibel sind. D.h., wenn z.B. viel Sonne scheint, kann man ein Kohlekraftwerk nicht so schnell herunterfahren wie z.B. ein Gaskraftwerk, um die Sonnenenergie mehr zu nutzen.

Nach unserem Termin fuhren wir weiter ins rheinische Braunkohlerevier bzw. in den angrenzenden Hambacher Forst, der für den Kohleabbau seit Jahren abgeholzt wird. Wir wollten uns auch die ökologischen Folgen der Kohleverstromung anschauen. Auf dem Weg fuhren wir noch durch das Dorf Immerath. Immerath wirkte verlassen und war kaputt. Es ist eins der Dörfer, die abgerissen werden, weil RWE die Kohle braucht, die unter dem Dorf in der Erde ist. Manche Leute finden es gut, weil sie ein gutes neues Haus von RWE bekommen, doch manche finden es schlecht, weil ihnen der Umzug zu viel ist oder sie ihre Heimat nicht verlassen wollen.

Die nächste Station war die Aussichtsplattform und die Abbruchkante am Braunkohlerevier. Es war sehr erschreckend, als man auf der einen Seite nur ein riesiges Loch gesehen hat und der Wald hinter uns so plötzlich abgebrochen war. Und die Tatsache, dass der Kölner Dom von der Höhe her mehr als zweimal in das Loch passen würde, zeigte die Dimension des Abbaus.

Im Hambacher Forst – von dem mittlerweile nur noch ca. 10 % übrig ist – sind wir von einem Waldführer begleitet worden. Er zeigte uns den Wald und darin die Widerstandscamps. Die Menschen im Hambacher Forst leben in selbstgebauten Baumhäusern, weil sie sich gegen die Abholzung des Forstes für Braunkohle wehren wollen. Oft sind die Menschen, die im Forst leben, zwischen 20 und 30 Jahren alt. In den Baumhäusern haben sie alles, was sie zum Leben brauchen, sogar WLAN und Strom. Fließendes Wasser haben sie allerdings nicht. Zum Duschen oder Wäsche waschen gehen sie zu ihren Unterstützern in benachbarte Dörfer. Die Menschen im Wald leben dort allerdings illegal. Wenn die Polizei kommt und die kleinen Baumhäuser räumt, müssen sie diese verlassen. Die Polizei zerstört sie dann. Da die Waldbewohner dort illegal leben, müssen sie ständig aufpassen, dass sie nicht von der Polizei erwischt werden, weil dies für sie rechtliche Konsequenzen haben könnte. Manchmal besetzen die Waldbesetzer die Bagger oder andere Arbeitsfahrzeuge von RWE, damit diese nicht weiterarbeiten können. Mit dem Aufenthalt im Wald und den Besetzungen der Arbeitsfahrzeuge wollen sie ein Zeichen setzen und verhindern, dass der Hambacher Forst weiter abgeholzt wird.

Interessant war auch, was unser Waldführer über die Kohlekraftwerke sagte. Selbst bei modernen Kohlekraftwerken liege die Effizienz nur bei ca. 45 %. Der Rest der Energie gehe als Wärme, Reibung usw. verloren. Außerdem müsse man von den 45 % nutzbaren Strom noch ca. 20% für das Abbauen, den Transport der Kohle und die Arbeit im Tagebau abziehen.

Insgesamt war es ein sehr lehrreicher Ausflug, da wir verschiedene Sichtweisen über die Kohleverstromung kennengelernt haben und uns die Vor- und Nachteile deutlicher wurden.

 

Der Projektkurs „Fairänder die Welt“