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"Die Physiker": Ein Theaterbesuch - drei Rezensionen

Am 08.05.2017 besuchten mehrere Deutschkurse aus dem Jahrgang EF unter der Leitung von Frau Pfeiffer das Theaterstück „Die Physiker“ welches vom Kölner Horizont-Theater aufgeführt wurde.

(Foto: Wolfgang Weimer / Horizont Theater)

Inszenierung mit neuem Blick auf das Stück

Die Theatergruppe inszenierte die Komödie auf ihre eigene Art und Weise. Trotz des kleinen Ensembles wurden alle Rollen passend besetzt und dargestellt. Beispielsweise wurde die Rolle des Inspektors Voß von einer Frau gespielt und die Sprechanteile von Möbius´ Familie wurde von der Darstellerin der Krankenschwester im Rahmen einer Therapiesitzung für Möbius verlesen. Die Schauspieler warfen insbesondere auf die Figur des Möbius ein neues Licht, indem sie ihn nicht wie im Buch beschrieben als verrückt, eigen und gefühllos, sondern als gefühlvollen und bemitleidenswerten Mann, in den sich die Zuschauer hineinversetzen konnten. Die Tatsache, dass einige Schauspieler mehrere Rollen spielten, führte allerdings gelegentlich zu Verwirrung, da man so teilweise den Überblick über die Szene verlor.

Trotz allem war es eine sehr gelungene Aufführung, die einem neue Sichtweise auf das Stück eröffnete. Daher lohnt sich ein Besuch für jeden, der einen tieferen Einblick in das Stück erlangen möchte.

Manuel Wolf

Gelungen, aber auch herausfordernd: Vorkenntnis empfohlen

Die Theateraufführung warf noch einmal ein ganz anderes Licht auf die Komödie. Aufgrund des kleinen Theaters, der eingeschränkten Besetzung und der Interaktionen der Schauspieler mit dem Publikum war die Aufführung ein sehr persönliches Erlebnis. Man fühlte sich teilweise nicht mehr nur als Beobachter, sondern als Teil des Stückes.

In einigen Fällen wurden Szenen aus dem Stück abgeändert, was an einigen Stellen eine Bereicherung, an anderen Stellen jedoch eine Einschränkung darstellte. Zum Beispiel wurde Inspektor Voß durch eine Frau verkörpert, während Missionar Rose und Möbius´ Familie nur indirekt durch eine Therapiesitzung in Erscheinung traten. Diese Einschränkungen machten sich auch bei den Requisiten bemerkbar: Anstelle von echtem oder echt aussehendem Essen wurde eine geleeartige Flüssigkeit serviert.

Persönlich fand ich die schauspielerische Leistung des Möbius-Darstellers besonders bemerkenswert und daher würde ich die Theateraufführung insgesamt auch als gelungen bezeichnen. Allerdings empfiehlt sich ein Besuch nur nach vorheriger Lektüre des Stückes, da einige Stellen sonst verwirrend sein könnten.

Antonia D´Agnone

Weniger ist manchmal mehr - aber eben auch nicht immer

Erstaunlich war bereits beim Betreten des Theaterraumes die intime Atmosphäre, in der das Stück aufgeführt wurde. Die kleine Bühne im Keller des Gebäudes und die kurze Distanz zwischen Bühne und Publikum luden immer wieder zu Interaktionen zwischen den Darstellern und den Zuschauern ein. Überraschend war auch, wie minimalistisch die Besetzung und das Bühnenbild waren. Diese Einschränkung wurde aber durch den passenden Einsatz von Sound-Effekten, Musik und Beleuchtung sehr gut ausgeglichen. Zusätzlich schaffte es die räumliche Nähe zum Bühnengeschehen auch eine höhere Immersion auszulösen und so konnte man sich leicht in die Handlung hineinversetzen.

Verwirrend war jedoch die Doppelbesetzung einiger Rollen. An einen weiblichen Inspektor Voß konnte man sich zwar schnell gewöhnen, doch dass die Krankenschwester noch mindestens vier weitere Rolle verkörperte, war auch mit Kenntnis des Dramas nicht leicht nachzuvollziehen.

Insgesamt bietet die Aufführung des Horizont-Theaters eine interessante Sichtweise auf das Stück, die sich als Ergänzung zum Unterricht anbietet. Als Privatperson ohne Vorkenntnis der Komödie ist die Interpretation des Ensembles allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Hannah Hipp