Austausch Budapest vom 15. bis zum 23. März 2016: Ein Reisebericht
Dienstag, 15.03.2016:
Am Dienstag, den 15.03.16, war es endlich soweit: ein Teil des Projektkurses Ungarn aus der Q1 machte sich gemeinsam mit Frau Bohlmann und Herrn Schoo auf den Weg Richtung Budapest, um eine Woche lang bei einem Austausch Ungarn und die deutsch – ungarische Geschichte besser kennenzulernen.
Um 22 Uhr startete die Reise am Hennefer Bahnhof, zunächst ging es mit der S-Bahn nach Siegburg und dann mit dem ICE Richtung München. Auf der langen Fahrt quer durch Deutschland hat ein Teil der Gruppe direkt gelernt, dass es besser ist, seinen reservierten Platz im Zug gar nicht oder nur ganz kurz zu verlassen, damit man ihn behält, trotzdem haben (fast) alle auf der siebenstündigen Fahrt etwas Schlaf bekommen.
Mittwoch, 16.03.16:
Um kurz nach sechs Uhr morgens erreichten wir schließlich den Münchener Hauptbahnhof. In der Gruppe verstanden wir uns bereits sehr gut, und so konnte es nach einer Frühstückspause um kurz nach sieben, zwar müde aber gut gelaunt, weiter in Richtung Budapest – Keleti gehen. Dank des WLANs im Zug verging auch diese Fahrt wie im Flug.
Nach weiteren acht Stunden Fahrt traf unser Zug schließlich am frühen Nachmittag am Ostbahnhof Budapest – Keleti ein. Am Bahnsteig erwarteten uns schon unsere ungarischen Gastschüler mit ihrer Lehrerin Frau Czonka. Nach einem ersten Kennenlernen und Händeschütteln ging es das erste Mal in Richtung Zuhause der Gastfamilien. Ob Odysseen mit verschiedenen Verkehrsmitteln durch die halbe Stadt, Beinahunfälle oder kaputte Koffer – auf unseren ersten Heimwegen war wirklich alles dabei.
In unserem Gastzuhause angekommen, hatten wir erstmal die Gelegenheit, unsere Austauschfamilien besser kennenzulernen und erlebten auch erste Verwirrungen über etwas seltsame Badezimmer oder Gewohnheiten der Ungarn, die wir so nicht kannten.
Später am Abend hat sich ein Teil der Gruppe in der Stadt getroffen und das Burgviertel mit der Matthiaskirche besichtigt.
Donnerstag, 17.03.16:
Nach einer ersten, relativ kurzen Nacht trafen wir uns um 8 Uhr in der Schule unserer Austauschpartner, dem Varosmároji Gimnázium, einer der besten Schulen in Ungarn. Dort wurden wir zunächst von Andras und Ermese durch die Schule geführt, wo deutlich wurde, wie stolz die Schule auf ihren guten Ruf und ihre teilweise sehr berühmten und erfolgreichen Absolventen ist. Anschließend haben wir uns in Gruppen zuerst eine Englischstunde in verschiedenen Gruppen und eine Deutschstunde angeschaut. In der Englischstunde Level B2 wurden wir sofort herzlich aufgenommen und in den Unterricht miteingebunden; trotzdem waren wir etwas verwundert über die Themen, die im Unterricht behandelt wurde. Die ungarische Gruppe einer Abschlussklasse behandelte das Thema „Weltraum“, das sich vergleichsweise in einem deutschen Englisch–Leistungskurs nicht finden würde. Allerdings war die Stunde sehr anschaulich durch einen David–Bowie–Song gestaltet. Nach den Deutschstunden hatten wir gemeinsam mit unseren Austauschpartnern eine Stunde Sport. Danach gab es Mittagessen in der Mensa der Schule. Nach einer Mittagspause in der Sonne, die wir angesichts der 3°C mit Regen in Deutschland sehr genossen haben, ging es am Nachmittag weiter mit einer Kennlernrunde und Projektarbeiten zur deutsch – ungarischen Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Anschließend haben einige ungarische Schüler Vorträge über unterschiedliche Themen gehalten. Der Großvater von Norí gab uns als Zeitzeuge viele tiefe und interessante Einblicke in das Leben in Ungarn vor dem Regimewechsel und konnte uns sehr gut veranschaulichen, welche Vor- und Nachteile die heutige Regierung bietet.
Abends haben wir eine Schiffstour über die Donau gemacht, wobei wir einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Budapests, zum Beispiel verschiedene Brücken oder das Parlamentsgebäude betrachten konnten. Besonders im Dunkeln hat die beleuchtete Stadt einen gewaltigen Eindruck auf uns gemacht. Nach der Tour sind unsere ungarischen Austauschschüler noch mit uns in eine Bar gegangen. Für uns Deutsche war es, auch in den folgenden Tagen, sehr ungewohnt, unter der Woche abends wegzugehen, obwohl wir uns alle einig waren, dass die Abende immer sehr lustig waren und uns als Gruppe sehr zusammengeschweißt und gestärkt haben.
Freitag, 18.03.16:
Um 9 Uhr morgens haben wir uns am Széll – Kalman – Ter, einem der zentralsten Plätze in Budapest und leider während unseres Besuches eine große Baustelle, wiedergetroffen. Zusammen sind wir ins Burgviertel gefahren und haben in deutsch-ungarisch gemischten Gruppen eine Stadtrallye gemacht. Dort bestätigte sich der positive erste Eindruck, den wir alle von Budapest hatten: die Stadt ist nicht nur architektonisch wunderschön, sondern wirkt auch sehr einladend, sauber und aufgeräumt, Zigaretten auf dem Boden oder Graffitis an den Wänden sucht man dort vergeblich. Vor dem Präsidentschaftssitz konnten wir eine Parade zu Ehren des Besuchs des polnischen Staatspräsidenten beobachten.
Um 12 Uhr bekamen wir eine englische, interaktive Führung durch das Felsenkrankenhaus, das während des Krieges zur Versorgung verletzter Zivilisten diente. Während der Führung durch den Felsenbau, der mit über 70 verschiedenen Wachsfiguren damalig typische Krankenhaussituationen eindrucksvoll darstellt, konnten wir durch kleine Spiele oder die Beantwortung von Fragen Coins verdienen und die ersten drei Plätze konnten sich am Ende der Führung über eine kleine Überraschung freuen; und so wurden Frau Bohlmann und Laura stolze Besitzer einer Gasmaske, die nun in Frau Bohlmanns Raum einen Ehrenplatz gefunden hat.
Nach der lustigen und interessanten Führung bekamen wir wieder ein Mittagessen in der Schule. Erkenntnis des Tages: Nie wieder eingelegte Gurken!
Am späten Nachmittag sind wir auf den Gellért – Berg gewandert und konnten die einzigartig atemberaubende Aussicht über die zwei Seiten Budapests, getrennt durch die Donau, genießen.
Samstag, 19.03.16:
Samstagmorgens haben wir uns auf dem Deák – Ferenc – Ter getroffen und sind, nach dem allmorgendlichen Starbucksbesuch, über die Andrassý – Straße, die berühmteste und teuerste Einkaufsstraße Budapests spaziert und haben auch einen kurzen Blick in das Operngebäude der Stadt geworfen.
Um 11:30 Uhr haben wir eine sehr interessante Führung durch das Haus des Terrors bekommen, die bei allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte.
Den Rest des Tages hatten wir Freizeit und die deutsche Gruppe ist shoppen gegangen oder hat weitere Teile Budapests besichtigt.
Am Abend ist die ganze Gruppe auf das Konzert einer ungarischen Band gegangen, zu dem die Gastschüler uns eingeladen hatten. Auch wenn die Musik nicht ganz unserem Geschmack entsprach und wir wenig verstanden haben, hatten wir einen weiteren, sehr schönen und auch lustigen Abend zusammen, auch wenn dieser mal wieder für Einige mit einer mehrstündigen Heimreise durch die gesamte Stadt und Kletteraktionen über Gartenzäune endete.
Sonntag, 20.03.16:
Am Sonntag konnten wir unser Programm komplett frei gestalten. Ein Teil der Gruppe hat sich am Vormittag zum Brunchen getroffen und anschließend gemeinsam in den Zoo gegangen. Dort haben wir einen super schönen Nachmittag verbracht und hatten sehr viel Spaß und konnten teilweise sehr intensive Erfahrungen mit den Tieren machen, zum Beispiel mit freilaufenden Lemuren oder Nashorngehegen mit Fenstern, die man zum Besucherraum hin öffnen konnte. Nach dem Zoobesuch sind wir mit der ganzen Gruppe im Vapiano essen gewesen und anschließend früh nach Hause, da wir alle in den vergangenen Tagen mehr als zu wenig Schlaf bekommen hatten und am Montag wieder viel Programm anstand.
Montag, 21.03.16:
Montags haben wir uns wieder auf dem Széll – Kalman – Ter getroffen und haben in Gruppen eine weitere Stadtrallye zum Thema „Ungarische Revolution im Jahre 1956“ gemacht, zu der es in der ganzen Stadt Hinweise und Andenken gibt. Die ungarischen Schüler haben sich an verschiedenen Punkten der Stadt verteilt und uns dort unterschiedliche Aufgaben gestellt, die wir als Gruppe lösen mussten. Besonders schön waren die ausgedehnten Pausen, die man während dieser Rallye machen konnte, um zum Beispiel die sehr scharfe, aber leckere ungarische Döner – Version zu probieren, zu einem Preis, von dem man in Deutschland weit entfernt ist (500 Forint = 1,50€).
Mittags haben wir eine kurze, aber sehr interessante Führung durch das Parlamentsgebäude bekommen. Das Gebäude, mit dessen Baukosten man eine Kleinstadt wie Hennef hätte bauen können, ist der ganze Stolz der Ungarn. Mit etwa 42 Kilogramm purem Gold und imposanten Sälen ist es das schönste Bauwerk, das wir während unseres Austausches gesehen haben.
Nach der Führung sind wir in einer pancake – factory essen gegangen, um die berühmten ungarischen Palatschinken zu probieren. Nach dem Mittagessen, bestehend aus verschiedenen Variationen des ungarischen Nationalgerichts, haben wir eine weitere Ausstellung zur Revolution 1956 besucht und hatten den Rest des Tages Freizeit.
Dienstag, 22.03.16:
Der Dienstag war unser letzter „richtiger“ Tag in Ungarn. Da die ungarischen Schüler wieder zurück in die Schule mussten, hatten wir Deutschen den Tag für uns allein und konnten ohne die ungarische Eile in Ruhe alleine die Stadt erkunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück waren wir in der Nähe des Déak – Ferenc – Ters shoppen. Und weil die ganze Woche alles gut gegangen war, musste es passieren, dass wir beim Geldwechseln „betrogen“ wurden, und statt den üblichen Wechselkurs von ca. 300 Ft (ca. 1€) stolze 20€ zum Wechseln bezahlen mussten.
Nachmittags haben wir uns mit unseren Austauschpartnern in der benachbarten Grundschule wiedergetroffen und dort gemeinsam in der Schulküche zwei typische, ungarische Nationalgerichte gekocht.
Abends waren wir mit der ganzen Gruppe in einem sehr schönen Restaurant, um unseren letzten Abend zu feiern. Wir waren uns alle einig, dass dies der schönste, lustigste und auch längste Abend war, an dem man besonders gemerkt hat, wie sehr wir als Gruppe, auch mit den Lehrern, zusammengewachsen waren. Es war weit nach Mitternacht, als wir uns schließlich aufgrund der schlechten nächtlichen Verkehrsanbindungen auf den letzten Heimweg machen mussten.
Mittwoch, 23.03.16:
Um 11:40 Uhr war es (endlich) soweit: nach einem Frühstück in einem sehr netten ungarischen Café traten wir endlich unseren Weg Richtung Deutschland an. Nach dem Abschied durch unsere Gastgruppe ging es zunächst mit dem ICE in Richtung Salzburg. Trotz einer schönen und erfahrungsreichen Woche waren wir alle froh, wieder nach Hause zu unseren Familien zu fahren.
Obwohl es im Zug einige Diebstähle gab und wir alle die Grenzkontrolle passieren mussten, erreichten wir unseren Anschlusszug in Salzburg pünktlich und waren gegen 19 Uhr wieder in München angekommen. Nach einer kurzen Essenspause konnten wir in den ICE nach Siegburg umsteigen und kamen um 23:35 wieder in Hennef an. Nach der sehr lustigen Rückfahrt, die noch einige Insiderwitze geprägt hat, waren sowohl die anderen Fahrgäste, als auch wir froh, dass wir den Zug verlassen konnten. Wenige Minuten später konnten wir endlich unsere Familien wieder in die Arme nehmen und konnten stolz behaupten, dass wir eine Woche Budapest-Austausch erfolgreich gemeistert hatten und nun unsere wohlverdienten Osterferien genießen konnten.
Keiner der Eltern hatte damit gerechnet, dass ihre Kinder so viel Heimweh bekommen würden, waren aber dennoch froh, dass die ganze Gruppe wohlbehalten die Heimat erreicht hatte.
Ungewöhnlich waren für uns besonders die ungarischen Essgewohnheiten. Abgesehen von teilweise extrem scharfem und sehr fettigem Essen bevorzugen es die Ungarn, mehrmals über den Tag kleine Dinge zu essen, anstatt feste Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Auch das ungarische Verständnis von frischen Brötchen ist definitiv anders als das Deutsche, genau wie die Abschätzung von Zeiten oder Entfernungen.
Obwohl es in manchen Fällen kleinere Sprachbarrieren gab und wir oft auf Englisch ausweichen mussten, konnten unsere Austauschschüler erstaunlich gut deutsch sprechen, sodass die Kommunikation in den meisten Fällen kein Problem darstellte.
Unsere Gruppe ist mit der Zeit sehr zusammengewachsen, wir haben uns von Anfang an gut verstanden und über die Woche sind viele neue Freundschaften entstanden, die auch nach unserer Zeit in Ungarn noch gepflegt werden. Wir erzählen auch jetzt gerne noch von lustigen oder schönen Erlebnissen, die wir gemeinsam hatten und lachen über die vielen Dinge, die uns so passiert sind.
An dieser Stelle soll auch noch mal ein Dankeschön an Frau Bohlmann und Herrn Schoo gehen, die diesen Austausch und diese Erfahrungen für uns ermöglicht und uns über die Woche begleitet und immer wieder Nerven aus Stahl, aber auch Humor bewiesen haben, wir hätten uns für diese Zeit keine besseren Begleiter vorstellen können!
Ebenso möchten wir uns auch noch mal bei der ungarischen Gruppe und ihrer Lehrerin Frau Czonka bedanken, dass sie uns aufgenommen und diese Woche für uns organisiert und gestaltet haben!